Männer am Bus
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Der KombiBus auf großer Tour

Große Ideen fangen irgendwann mal klein an. Als KombiBus zum Beispiel. Vor fünf Jahren begann er, über die Dörfer in der Uckermark zu zuckeln. Der KombiBus ist der ganz normale Linienbus, der allerdings auf Wunsch auch Fracht von Unternehmen transportiert und an Haltestellen auf seiner Route mitnimmt oder abliefert. Personen- und Güterverkehr – kombiniert in einem Bus. Das bringt zusätzliche Einnahmen, die dazu beitragen, die Nahmobilität im ländlichen Raum langfristig sicherzustellen.

Logistikunternehmen speisen ihre freien Kapazitäten ins System ein

Jetzt soll mit dem Modellvorhaben LandLogistik von der Uckermark aus für das Land Brandenburg der ganz große logistische Schritt gewagt werden:

"Wir bauen eine neutrale Vermittlungsplattform auf, über die freie, real existierende Frachtflächen im Personen- und Güterverkehr als kombinierte Transportkette vermarktet werden können.“

Anja Sylvester


Anja Sylvester hat beim Berliner Beratungsunternehmen Interlink schon den kombiBUS betreut und managt nun auch das Projekt LandLogistik.

Dessen Ziel klingt banal einfach und ist doch eine Herkules-Aufgabe:

Logistikunternehmen speisen ihre freien Kapazitäten ins System ein. Voraussetzung dafür ist die komplette Digitalisierung der Betriebsabläufe. Die Fahrzeuge der Flotte müssen zudem Telematik an Bord haben. Denn für eine effiziente Umsetzung der Idee kommt es darauf an, die Routen und möglichen Haltepunkte der Fahrzeuge genau zu kennen. Wenn deren straffer Terminplan es zulässt, können neue Sendungen auf der vorgegebenen Tour aufgenommen werden.

Studien in der EU hätten Sylvester zufolge ergeben, dass im Durchschnitt gerade mal 72 Prozent der Frachtflächen von Fahrzeugen beladen sind. „Da lässt sich also noch einiges machen“, sagt die Expertin. Sie drückt die Vorteile der geplanten Vermittlungsplattform drastisch aus: „Ein Gigaliner muss nicht eine Packung Eier ins Dorf bringen.“ Eine große Ladung könnte „auf der letzten Meile“ auf andere Logistikpartner verteilt werden.

Starke Partner, die auf dieser Strecke den Transport zu niedrigeren Kosten ermöglichen oder aus Sicht des Qualitätsmanagements dem Kunden einen besseren Service bieten, wie etwa die Haustürbelieferung.

Das Modellvorhaben LandLogistik, an dem auch die Bauernkäserei Wolters, die Transinet und die Fahrplangesellschaft B&B beteiligt sind, wird bis Ende 2018 mit insgesamt 1,2 Millionen Euro Projektvolumen aus dem Fördertopf der „Europäischen Innovationspartnerschaft EIP“ zu 50 Prozent unterstützt. Mit dem Geld soll eine standardisierte Informations- und Vermittlungssoftware entwickelt werden.

LandLogistik kann auch landes-, bundes- und europaweit arbeiten

Nahezu jeder Logistiker arbeitet mit einem eigenen digitalen Betriebssystem. Es kommt darauf an, die Informationen auf der neutralen Vermittlungsplattform miteinander zu verknüpfen und transparent zu machen. Neben dem Unternehmenssteckbrief ist dann jedes Fahrzeug mit seinem Profil abrufbar.

„Das Besondere ist: Der Baustein kombiBUS wird jetzt in ein größeres System eingebaut“, erklärt Juliane Reimer, ehemalige Projektmanagerin beim Cluster Verkehr, Mobilität und Logistik. Es unterstützt aktiv das Vorhaben gemeinsam mit dem Cluster Ernährungswirtschaft. Die Kombination von Digitalisierung und Lebensmittellogistik mache das Projekt „so richtig spannend“. Sobald LandLogistik als Software-Lösung komplett entwickelt ist, stehe einer landes-, bundes- und auch europaweiten Einführung nichts mehr im Wege, ist Sylvester überzeugt.