Saftflaschen liegen auf Äpfeln

Fruchtsaft „Ella“

Die Innovation steckt im Saft

Welche Ernährung hält uns gesund und schont die Umwelt? Veganerinnen und Veganer haben darauf ihre Antwort gefunden und verzichten komplett auf tierische Produkte. Schwierig wird dann aber die Versorgung mit dem Vitamin B 12, denn es findet sich vor allem in Fleisch, Fisch, Eiern und Milchprodukten. Das gleiche Problem trifft alte Menschen, weil im Laufe des Lebens der Körper dieses Vitamin schlechter speichern kann.

Als Achim Fießinger zusammen mit einem Partner im Jahr 2015 die Mosterei Ketzür übernahm, dachte er noch nicht an B 12. Fießinger hatte in Hessen Agrar- und Gartenbauwissenschaften studiert. Bei einem Besuch in seinem Heimatdorf Ketzür am Beetzsee, einer Region, in der traditionell viel Obst angebaut wird, fragte ihn der Besitzer der örtlichen, gut funktionierenden Lohnmosterei, ob er seinen Betrieb nicht übernehmen wolle.

Fießinger ergriff die Chance: „Schon im Studium hatte ich mich für das Thema Saft interessiert und ich wollte gerne etwas Eigenes aufbauen. Als ich die Anfrage von der Mosterei bekam, habe ich viel Potential gesehen.“ Die Übernahme dauerte nur 6 Monate: „Wir haben uns sozusagen Vollzeit mit dem Thema Übernahme beschäftigt und waren somit gut eingearbeitet. Dazu kam eine Gründungsberatung durch den Start-Up-Service der Universität Potsdam und vor allem unsere Hartnäckigkeit und unser Durchhaltevermögen“, erläutert Fießinger.

 

Die Produktion des Saftes in der Mosterei Ketzür | @ Mosterei Ketzür GmbH

Schnell erweiterten die neuen Inhaber das Spektrum des Betriebs und stellten eigene direkt gepresste Säfte her, vor allem mit Früchten aus der Umgebung wie Äpfel, Quitten oder Sanddorn. Das Reha Klinikum „Hoher Fläming“ in Bad Belzig wurde zum Kunden, ein Haus mit vielen älteren Patienten, die häufiger an B 12-Mangel leiden. Gemeinsam mit dem Reha Klinikum entwickelten die Brandenburger die Idee, einen Fruchtsaft herzustellen, der den Menschen auf natürlichem Wege das Vitamin zuführt.

 

Auszeichnung der Mosterei Ketzür beim Brandenburger Innovationspreis Ernährungswirtschaft 2018 | @ Mosterei Ketzür GmbH

Chlorella-Alge als Vitamin-Protz

So entstand „Ella“, der Saft, der mit der Chlorella-Alge versetzt wird, die einen hohen B 12-Anteil aufweist. Die Alge wird nicht weit von der Mosterei angebaut, in einem großen Betrieb in Sachsen-Anhalt. Um den Saft zu entwickeln, suchte sich Fießinger als Partner die IGV, das Institut für Lebensmittelforschung in Bergholz-Rehbrücke. Die IGV forschte und prüfte für die Ketzürer rund um die Alge und den neuen Saft: Wie hoch ist der Vitamingehalt, wie lange bleibt er in der Flasche, wie schmeckt der Saft?

Weitere Unterstützung kam von der Hochschule für nachhaltige Entwicklung Eberswalde in Form eines Masterstudenten, der die Produktenwicklung betreute und rund um die Markteinführung begleitende Marktforschung betrieb. Ein Jahr arbeitete man an dem Produkt, bis es im Mai 2018 vorgestellt werden konnte. In einer 250-Milliliter-Flasche von „Ella“ steckt jetzt die durchschnittliche empfohlene Tagesdosis des Vitamins.

Nicht zuletzt war und ist das Brandenburger Cluster Ernährungswirtschaft für Fießinger ein wichtiger Partner: „Das Cluster hat mir bei vielen Fragen geholfen und mich zudem auf den Innovationspreis Ernährungswirtschaft hingewiesen.“ Mit Erfolg, denn 2018 erhielt die Mosterei Ketzür den Innovationspreis, was der Manufaktur neben dem Preisgeld vor allem verstärkte Aufmerksamkeit bescherte.

Doch auch wenn „Ella“ heute nicht mehr nur in dem Reha Klinikum in Bad Belzig getrunken wird, sondern das Unternehmen Vertriebspartner für den Saft in Brandenburg und Berlin gewonnen hat, für Fießinger stellt der Verkauf die größte Herausforderung dar: „Unser Markt umfasst den Reha-Bereich und die gesundheitsaffine Szene. Wir könnten wachsen, aber es ist schwer für uns, die Ressourcen für den Vertrieb aufzubringen. Das ist immer ein finanzieller Kraftakt und bedeutet viel Arbeit. Mittelfristig wollen wir unseren Shop stärken, dazu müssen wir in den Sozialen Medien und in der Presse sichtbarer sein.“