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Havelmi | Viele Genossen hinter einem Haferdrink

Havelmi. Haferdrink statt Milch, regional produziert - aus Brandenburg für die Region.

„Schmeckt cremig, frisch, vollmundig, lecker.“ So beschreibt Gründer Paavo Günther sein Produkt. Ausgeliefert wird es in der gläsernen Standardmilchflasche des Biogroßhandels. Auf dem Etikett leckt sich eine Katze das Maul, ihr hat es offenbar geschmeckt. Der Name des Getränks, Havelmi, ist eine Kombination aus dem (neben Wasser) wichtigsten Inhaltsstoff Hafer, dem regionalen Ansatz rund um die Havel und „Mi“, dem Namen einer Katze in dem Potsdamer Gemeinschaftsgarten, in dem Günther zusammen mit Freunden Anbauexperimente mit Hafer durchführte. Milch darf man das vegane Getränk nicht nennen, denn diese Bezeichnung ist laut EU-Verordnung Tier-Erzeugnissen vorbehalten. Die Hersteller wollen mit dem Haferdrink aber ein Grundnahrungsmittel anbieten, das Milch ersetzen kann.

Günther erklärt, warum er dieses Ziel hat: „Kuhmilch hat einen hohen ökologischen Fußabdruck. Wir wollen eine Alternative schaffen, die geschmacklich nahe an der Milch ist, ökologisch sinnvoller und regional leicht anzubauen und zu beziehen ist. Hafer ist da für uns der ideale Ausgangsstoff.“ Für das Getränk mischen die Brandenburger das Getreide mit Wasser, reichern es mit Enzymen an, erhitzen es auf verschiedene Temperaturen und filtrieren es. Schließlich kommen Sonnenblumenöl und Salz hinzu und nach einer letzten Erwärmung kann der Haferdrink in die Flasche gefüllt werden.

Der Hafer kommt von Biobauern aus Brandenburg, das Salz aus Bad Belzig von der Steintherme, die es in 775 Metern Tiefe in kleiner Menge gewinnt. Nur das Öl kann man noch nicht in der gewünschten Bioqualität aus Brandenburg beziehen. Produziert wird in einer innovativen Mosterei in Ketzür im Havelland, deren Geschäftsführer Achim Fießinger Mitgründer von Günther bei Havelmi ist.

Janina Löbel

Kontakt

Janina
Löbel
Projektmanagerin
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Vom Foodsharing zum Foodproduzenten

Günther, der gerade ein Studium in Nachhaltiger Unternehmensführung an der Hochschule für nachhaltige Entwicklung in Eberswalde abschließt, engagiert sich schon viele Jahre für Foodsharing. Seit 2015 ist er in der Bewegung aktiv, früher auch als Botschafter in Brandenburg.

Die Idee zum Haferdrink entstand 2017. Damals lebte er in Potsdam und in seinem veganen Lieblingscafé gab es ein Unverpackt-Lager unter anderem für Getreide. Das inspirierte Günther dazu, die Herstellung von Getränken als Alternative zu Milch mit verschiedenen Getreidesorten auszuprobieren. Zunächst in der häuslichen Küche, später mit ersten Maschinen, in die investiert wurde. Die Tests mit Hafer schmeckten gut und das Getreide ist regional.

Einen wichtigen Anschub zur erfolgreichen Gründung gab dann die Gründungswerkstatt für den ländlichen Raum „Lokalhelden“, in der Günther über drei Jahre das Projekt des Getreidedrinks weiter entwickeln konnte. Eine zentrale Frage dabei war die Rechtsform, denn er wollte ein Unternehmen, das nicht nur wenigen gehört, an dem Kunden sich beteiligen können und in dem die Führung perspektivisch austauschbar ist.

Die Genossenschaft: Partizipation und Transparenz

Als passende Rechtsform wählten die Gründer schließlich die Genossenschaft. Es ist rechtlich keine einfache Form, vor allem Haftungsfragen müssen hier sinnvoll geregelt werden. Seit April 2020 ist die Genossenschaft Havelmi eingetragen. Über 50 Genossinnen und Genossen gibt es bereits, größtenteils Privatleute, aber auch juristische Personen, zum Beispiel Händler, mit denen man zusammenarbeitet. Das Ziel, dass viele sich einbringen und das Produkte gemeinsam entwickelt werden, ist nach Aussage von Günther erreicht: „Im Aufsichtsrat haben wir Menschen mit den verschiedensten Hintergründen und die Kommunikation in Arbeitsgruppen läuft gut.“


Auch die Wirtschaftsförderung Brandenburg (WFBB) ist ein wertvoller Partner, der den innovativen Foodproduzenten immer wieder zur Seite steht. „Ein Thema bei Getreidedrinks ist das Aufschäumverhalten. Nur wenn das passt können wir unseren Drink in der Gastronomie vertreiben, die guten Schaum für Kaffee braucht. Hier forscht dank des Programmes ‚Kleiner BIG-Transfer‘ gerade das Berliner Institut für Agrar- und Stadtökologische Projekte (IASP) für uns.“ Die WFBB vermittelt Havelmi zudem Messeauftritte und Vorträge.


Die Produktionskapazität ist gerade der bremsende Faktor für die Weiterentwicklung der Genossenschaft. 1.000 Flaschen füllt man pro Woche ab, die in Berlin und Brandenburg zu kaufen sind, die Nachfrage ist laut Günther viel größer. Um sie zu befriedigen benötigt man mehr Platz, Maschinen und vor allem Personal. Geplant ist daher ein Umzug nach Brandenburg an der Havel. „Wir hoffen auf viele neue Gesichter bei uns, als Genossinnen und Genossen und als Mitarbeitende. Es macht Freude, sich für nachhaltige Entwicklung und Produkte aus der Region zu engagieren“, wirbt Günther um Mitstreiter. Für die Süßmäuler sei verraten: Als nächstes Produkt denkt Havelmi an Kakao.