Mähdrescher auf einem Feld
© pixabay
Neue Studie zur Stimmungslage im Agribusiness

Das Agribusiness hat sich im Jahr 2019 trotz zunehmenden Drucks gut behauptet und sogar neue Rekordwerte eingefahren.

 

So konnte die Ernährungsindustrie als größte Teilbranche ihren Gesamtumsatz geschätzt um drei Prozent auf einen neuen Höchstwert von rund 185 Milliarden Euro steigern.

Einen neuen Rekord haben auch die Molkereibetriebe eingefahren: Ihr Umsatz stieg dank stabiler Milchrohstoffpreise geschätzt um 3,5 Prozent auf 29,1 Milliarden Euro. Und auch die Fleischwirtschaft konnte dank hoher Schweinefleischpreise einen neuen Höchstwert verbuchen: Der Umsatz stieg um 5,7 Prozent auf 44,9 Milliarden Euro.+

Dank der guten Entwicklung der wichtigen Teilbranchen hat das Agribusiness insgesamt ebenfalls einen Rekordwert erreicht. Geschätzt erreichte der Umsatz einen Höchstwert von 232,8 Milliarden Euro im Jahr 2019.

Das Agribusiness macht damit zwölf Prozent am gesamten verarbeitenden Gewerbe in Deutschland aus und bleibt nach dem Fahrzeug- und dem Maschinenbau die drittgrößte Branche innerhalb des verarbeitenden Gewerbes. Bedeutende Teilbranchen des deutschen Agribusiness sind die Lebens- und Futtermittelindustrie, die Getränkeindustrie, die Landtechnikindustrie, die Saatzuchtindustrie, die Hersteller von Pflanzenschutz- und Düngemitteln sowie der Landhandel.

Das sind Ergebnisse einer aktuellen Studie der Prüfungs- und Beratungsgesellschaft EY und des Lehrstuhls für Betriebswirtschaftslehre des Agribusiness der Georg-August-Universität Göttingen. Die Studie basiert auf Daten des Statistischen Bundesamtes, des Verbandes Deutscher Maschinen- und Anlagenbauer, des ifo Instituts – Leibniz-Institut für Wirtschaftsforschung an der Universität München e.V. sowie eigenen Berechnungen.

Dr. Christian Janze, Partner bei EY, betont:

„Das Agribusiness steht vor zahlreichen Herausforderungen. Dazu zählen die gesellschaftlich intensiv geführte Diskussion um die originäre Landwirtschaft, die aktuellen regulatorischen Anforderungen in Verbindung mit dem unvermindert fortbestehenden internationalen Wettbewerbsdruck sowie die nicht vorhandene Zahlungsbereitschaft der Konsumenten für Produkte mit höheren Produktionsstandards. Diese Punkte führen zur Verunsicherung der Branche bis hin zu ernstzunehmenden Existenzbedrohungen zahlreicher landwirtschaftlicher Betriebe. Die letzten beiden Dürresommer mit damit verbundenen Ertragseinbußen verstärken diesen Umstand. Die aktuellen Proteste sind Ausdruck zunehmender Existenznot dieser Betriebe. Die Branche steht vor einem enormen Transformationsprozess, der auch viele positive Entwicklungen insbesondere mit Blick auf die Vereinbarungen von Ökonomie und Ökologie mit sich bringen kann. Leider wurde bisher versäumt, ein positiv besetztes und zukunftsgerichtetes Thema zu identifizieren, welches die Branche durch diesen Transformationsprozess trägt. Ein solches Thema kann der digitale Wandel im Agribusiness sein. Smart Farming ermöglicht einerseits ressourcenschonenderes und effizienteres Arbeiten in der Branche, ist aber mehr noch geeignet eine neue Transparenz zu ermöglichen sowie Gesellschaft und Branche wieder in einen zukunftsgerichteten konsensualen Dialog zu führen.“ 

Dr. Marie Diekmann, Lehrstuhl für Betriebswirtschaftslehre des Agribusiness an der Georg-August-Universität Göttingen, betont: 

„Die Anforderungen an die unterschiedlichen Wertschöpfungsstufen des Agribusiness unterliegen einem kontinuierlichen Veränderungsprozess. Aktuell stehen nachhaltigere und transparentere Produktionsprozesse im Fokus. Hier bieten digitale Lösungen, beispielsweise die Blockchain-Technologie, geeignete Ansatzpunkte. Auf Ebene der landwirtschaftlichen Produktion lassen sich gegenwärtig weitreichende Zielkonflikte beobachten, die sich auf das gesamte Agribusiness auswirken. Ein zentraler Punkt ist immer wieder der Trade-off zwischen Ökologie und Ökonomie, wie etwa die Umsetzung höherer Tierwohlstandards einerseits und die Realisierung wettbewerbsfähiger Preisstrukturen andererseits. Hier gilt es, konkrete und langfristige Lösungen für die Branche zu entwickeln.“